Groß waren die Befürchtungen: Begibt sich Deutschland mit dem endgültigen Vollzug des Atomausstiegs in die energiepolitische Abhängigkeit vom Ausland? Und verbrennen wir selbst wieder mehr klimaschädliche Kohle, statt die saubere Atomkraft zu nutzen? Eine Bestandsaufnahme zum Halbjahr zeigt: Die Realität sieht anders aus.
Der Begriff sauber ist problematisch weil Kernenergie nur bezogen auf CO2 Ausstoß im Betrieb sauberer ist. Die Endlagerung ist ungelöst - der Müll bleibt - das ist nicht sauber.
Kernenergie ist schlecht planbar. Die Kosten explodieren und Bauzeiten betragen Jahrzehnte. In solchen Zeitrahmen sind erneuerbare Erzeuger genau so gut umsetzbar.
Die zuletzt abgeschalteten hatten ohnehin eine Abschaltung benötigt und eine umfassende Sanierung. Das heißt umfassende Investitionen. Warum diese dann nicht direkt in erneuerbare investieren?
Gilt leider auch für Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke. Da lagern wir den gasförmigen Müll in der Atmosphäre, obwohl wir wissen, dass das zu einem GAU führt.
Klar macht das Kernkraft nicht sauber. Ich würde mir nur ein ähnliches Sicherheitsbedürfnis vor allem bei fossiler Energieerzeugung wünschen. Zumal das Müllproblem da schneller und global eskaliert, und sich durch Kipppunkte auch noch selbst verstärkt.
Bei wem meinst du jetzt?
Ich denke das ist schon sehr präsent in der Gesellschaft, Presse, und Politik. Klar noch nicht so lange wie bei Kernenergie. Aber ich denke da sind wir schon angekommen.
Das sehe ich eben anders. Die Endlagerung von CO2, wie wir sie unverändert betreiben, führt nachweislich zum GAU, in Kürze.
Ein vergleichbares Endlager für radioaktive Abfälle würde niemand befürworten. Da haben wir viel höhere Standards. Da legen wir Wert darauf, dass möglichst wenig Menschen zu Schaden kommen, auch in Zukunft.
Würden wir den gleichen Maßstab auch bei fossilen Energien anlegen, müssten wir sämtliche Verbrenner in Kraftwerken und Fahrzeugen sofort stilllegen.
Sauber? Nein. Sauberer als Kohle? Völlig ohne ohne Frage.
Das Problem mit den Endlagern wird generell deutlich überschätzt. Zum einen ist es nicht sonderlich viel - aller Atommüll Deutschlands passt in eine kleine Turnhalle - zum anderen strahlt der gefährliche Teil auch gar nicht so lange. Radioaktives Jod, dass einer der wichtigsten Bedrohungen bei einem Unfall wäre, hat eine Halbwertszeit von ein paar Monaten. Teile des Atommülls haben Halbwertszeiten im Bereich von Jahrtausenden oder Jahrmillionen, aber das macht sie auch zehntausende bzw. Millionen Mal ungefährlicher.
Insofern wäre vermutlich selbst die “traditionelle” Lösung mit dem Kippen ins Meer besser als die Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen. Nicht, dass ich dafür wäre.
Ok, dann kommt der Müll hald in deinen Vorgarten.
Warum nicht. Macht die Wärmepumpe sehr viel effizienter.
Edit: Aber mal im Ernst: Ich hätte keine Probleme damit über einem Endlager zu leben. Selbst wenn da so ziemlich alles schief geht, wäre ich schon lange (vermutlich Jahrunderte) verstorben bevor es Probleme mit dem Trinkwasser gibt.
Eigentlich finde es ja nett, dass man versucht sich über so eine ferne Zukunft Gedanken zu machen, aber angesichts der Tatsache, dass uns der Klimwandel allein beim Trinkwasser mehr Probleme bescheren dürfte und das auch nicht nur in einer kleineren Region, sollte man erst mal andere Prioritäten setzen.
Aber ist das nicht genau das Problem, dass uns zu der jetzigen Situation navigiert hat? Dieses kurzfristige Denken?
Ich meine - wir reden hier von einer Zeitspanne, über welche das Zeug tödlich bleiben wird, die deutlich länger ist, als es den Menschen überhaupt gibt. Und im Überliefern von Geschichte glänzen wir als Spezies nicht so wirklich gut.
Schon, aber man sollte deshalb nicht überkorrigieren.
Z.B. ist “sicher für eine Million Jahre” in Bezug auf Endlager ist einfach eine lächerlich hohe Sicherheitsanforderung. Das ist in etwa so also würde man ein Tempolimit von 30 km/h auf Autobahnen fordern. Und außerdem müsste selbstverständlich das Aus der Verbrennerfahrzeuge vorgezogen werden. Mit einem Betriebsverbot ab übermorgen. Natürlich würde das Risiken senken, aber der Aufwand wäre halt unverhältnismäßig.
Ich hatte das ja schon oben erwähnt: Je höher die Halbwertszeit, desto weniger schädlich ist der Atommüll (wenn es die gleiche Strahlungsart ist, ist das sogar de-facto linear proportional, also doppelte Halbwertszeit = halber Schaden bei verschlucken). Wenn also in 1000 Jahren so ein Endlager ein bisschen undicht wird, würde das wahrscheinlich unter der selben Kategorie laufen wie unser heutiger Umgang mit den Problemen, die von der mittelalterlichen Metallverarbeitung herrühren. Also schon ein Problem, aber eben so lokal und beherrschbar, dass die meisten Menschen nie davon gehört haben.
Die Folgen von Klimawandel und Artensterben aber werden die Ergeschichte noch für viele Millionen Jahre prägen und zwar global. Insofern ist es meiner Meinung nach durchaus langfristiges Denken, wenn man für den Klimaschutz an anderer Stelle mit der Sicherheit spart.