Alkohol erfreut sich in Deutschland noch immer großer Beliebtheit. Nicht nur bei Festen und Veranstaltungen wie dem Oktoberfest oder dem Canstatter Wasen wird eifrig gebechert: Im internationalen Ranking liegt Deutschland weiterhin auf dem dritten Platz beim Alkoholkonsum pro Kopf bzw. Leber.
Bin weitesgehend bei dir. Ich kenne diese Studien zu den Risikoprofilen jedoch nicht und habe da schnell eine innere Warnleuchte: Was genau wird bewertet? Was macht eine Substanz “ungefährlich”?
Aber am Ende bin ich auch bei deinem Mittelweg. Vernunftige (ich weiß, wieder schwer zu definieren) Regularien und vor allem ein gesellschaftliches Bewusstsein schaffen.
Wenn ich dann aber gleichzeitig sehe, wohin uns ein stärkeres Regulieren des Nikotinkonsums gebracht hat (die Zahlen der jungen Raucher steigen seit Jahren), bin ich wieder ratlos.
Die bekannteste davon dürfte die Studie von David Nutt sein. Hier wird eine Skala zur Bewertung vorgestellt: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(07)60464-4/fulltext Die Studie auf Grundlage der Skala findet sich dann unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(11)60196-7/fulltext
Nutt hat auch vor 2 Jahren noch einen Artikel als Zusammenfassung verfasst: https://rss.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1740-9713.01512
Ganz so ist es aber nicht, die Anzahl der jungen Raucher steigt momentan, nachdem sie über Jahre abgenommen hat. Ich persönlich denke, dass es einerseits mit einer gewissen Perspektivlosigkeit zu begründen ist als auch dass Rauchen immer als ein rebellischer Ausdruck ist – ich finde beide Sichtweisen aus verschiedenen Gründen sehr unschlau, aber zumindest sind es Erklärungen.
Danke für die Studie! Das ist wirklich interessant in Bezug auf die Einstufung der Substanzen. Von “ungefährlich” würde ich dennoch nicht sprechen, schließlich gibt es Studien welche psychische Erkrankungen als mögliche Folge regelmäßigen Cannabis-Konsums sehen.
Und zum Rauchen: das Argument mit der Perspektivlosigkeit verstehe ich nicht. Aber welche Gründe es da auch geben mag, das Ergebnis bleibt ja dennoch dasselbe: stark reguliert und dann irgendwann wieder interessanter. Das würde bei Alkohol vermutlich ähnlich laufen.
Hat jemand Cannabis als ungefährlich bezeichnet? Aber es geht ja auch darum, dass Erwachsenen gefährliches Verhalten nicht per se verboten wird. Die Frage ist eher, warum die Regeln so komplett unterschiedlich sind, obwohl eine wissenschaftliche Betrachtung, oder mehrere wissenschaftliche Betrachtungen, zu einem Ergebnis kommen, dass im kompletten Gegensatz zur Politik steht: entweder gibt es die Drogengesetze, weil gewisse Substanzen gefährlich sind, aber dann sollte diese Gefährlichkeit auch eine Rolle spielen, oder aber sie sind willkürlich; dann ist die Frage, was sie in einer freien Gesellschaft zu suchen haben. Auf diese Situation hinzuweisen ist aber nicht absurd, absurd ist eher, mit hohlen Phrasen am Status quo festzuhalten (“Cannabis ist kein Broccoli”, das ist eine Aussage so sinnvoll wie “eine gleichgeschlechtliche Ehe ist keine WG”).
Der Gedankengang ist wohl “die Welt ist eh am Arsch wenn ich alt bin, dann kann ich auch vorher durch das Rauchen sterben / Lungenkrebs bekommen”
Die Regulierung des Rauchens ist in den letzten Jahren nicht wirklich verschärft worden, von Steuererhöhungen mal abgesehen. Ferner würde es bedeuten, dass Länder mit strengeren Gesetzen mehr Raucher haben. Die Praxis zeigt aber, dass strengere Auflagen eher mit einem Rückgang einhergehen. Wegbekommen wird kann das wohl nie, ich persönlich finde rauchen super scheiße und ich denke da ist noch Luft nach oben bzgl. Restriktionen, nämlich die weiter oben beschriebenen, gleichzeitig würde ich aber auch z.B. die Steuererhöhungen auf Glycerin für E-Zigaretten zurücknehmen und stattdessen auf andere Mittel setzen. Verbot von Einweggeräten bzw. ein Pfand auf die Dinger, ggf. keine beigesetzen Geschmacksrichtungen, aber gerade Letzteres würde bei Alkohol zu einer interessanten Diskussion führen.
Ja:
Desweiteren hat sich die Diskussion in eine Richtung entwickelt, in der ich kaum Gegenargumente bringen möchte. Ich bin vollkommen bei dir dass die Gefahren von Drogen objektiv betrachtet und sich Regeln daran orientieren sollten. Dass Alkohol und Cannabis in unserer Gesellschaft in scheinbar unlogischen Kategorien stecken, ist sicherlich historisch und wirtschaftlich bedingt. Was eine nüchterne Vermutung ist und nicht bedeutet, dass das so bleiben sollte.
Das liegt meiner Meinung nach an der Situation. Bei einem Post über die Legalisierung von Cannabis sind Vergleiche mit Alkohol sicherlich passend. In diesem Thema hier finde ich es hingegen absurd und deplatziert, das Cannabis-Fass aufzumachen. Aber das habe ich ja schon hinreichend erklärt.
Als ich studiert habe, hat so ziemlich niemand in der Uni geraucht. Durch die Kriege der USA und der wirtschaftlichen Situation haben wir die Zukunft aber keineswegs rosig gesehen. Ich verstehe deinen Ansatz, habe daher aber Zweifel an der Plausibilität.
Beim Rest bin ich komplett bei dir und möchte mich bei der Gelegenheit für die interessante Diskussion bedanken. Das hat mir schon ein paar Denkanstöße gegeben.
David Nutt hat mal als Vergleich formuliert, dass MDMA Konsum nur in einem von 10.000 Fällen zu Problemen führt, während Pferdereiten es in einem von 300 tut. Dementsprechend müsste aus Risikosicht das Reiten eher verboten werden, als der Konsum von MDMA.
Klar ist nichts ungefährlich im engsten Sinne. Schon mit jedem Atemzug atmest du irgendwelche Schadstoffe eine. Trotzdem ist es nicht zielführend da von gefährlich zu sprechen.