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Cake day: June 29th, 2023

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  • Das Problem, was ich in deiner Überlegung sehe, ist, dass du dich vom Wishful Thinking verinnahmen lässt. Industrialisierung, Verstätterung und Eisenbahn sind nicht das Ergebnis von politischen Prozessen, sondern von im weitesten Sinne marktwirtschaftlichen Dynamiken, sind also nicht entschieden worden, sondern haben sich selbst durchgesetzt. Das kann man von EEG nicht sagen. Das ist eine Transformation, die politisch gewünscht sein mag, aber auf keinen Fall ein Selbstläufer ist. Da sehe ich eher Automatisierungsthemen als bestimmend für die kommende Dekade und ob die so positiv ausgehen für einen Kapitalismus, der spätestens seit der Massenfertigung des Automobils auf dem Konusm der Arbeitnehmer aufgebaut ist, sei mal dahingestellt.

    Krieg könnte ich mir aber auch inzwischen gut vorstellen, weil die Stabilität der Demokratien als natürliche Gegner von Kriegen und der ökonomische Zusammenhalt der Weltwirtschaft dermaßen zersetzt wurde, dass es da wenig gibt, was dem noch entgegensteht.






  • Ja genau, die Infrastruktur für den Umstieg auf Erneuerbare und eben alles was damit zusammenhängt - Energiefluktuation, andere Arten damit umzugehen und zu wirtschaften.

    Wo siehst du das kommen? Deutschland und Europa versinken im rechten Shitstorm, also wie stellst du dir das vor?

    Welche Pfadabhängigkeiten meinst du denn?

    Den Teufelskreis, den ich beschrieben habe und die verpassten, aber notwendigen Weichenstellungen, der ihn angestoßen hat.

    Das ist auch gefühlt zu langsam und ein vor und zurück. Trotzdem glaube ich, dass wir in einem guten politischen System (Demokratie) leben.

    Ich bin auch davon überzeugt, dass die Demokratie grundsätzlich das beste aller Systeme ist, aber zu einer Demokratie gehören Menschen, die verstehen, was Demokratie ist und das ist uns verloren gegangen. Stattdessen ist es Populär geworden zu glauben, dass Mehrheitsentscheidungen das konstituierende Element einer Demokratie seien. Das wird ein Verständnis sein, dass sich fortpflanzen wird. Die demokratische Kultur ist ja schon tot: Die Opposition stimmt skrupellos in die Kakophonie ein, statt mit Würde ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen. Das ist übrigens kein Deutsches Phänomen und auch kein gefühlter Eindruck, denn die USA z.B. habens ja vorgemacht und sind mittlerweile eine “flawed democracy”. Die Demokratien werden sich davon nicht erholen können, sondern sich als ein lediglich kurzweiliges Vergnügen der Geschichte herausstellen. Formal werden Demokratien weiterbestehen, denn die Feinde der Demokratie halten sich ja für Demokraten, weil sie nicht verstehen, was das ist. Dass Autokratien und Diktaturen sich demokratisch darstellen wollen, ist aber auch nichts ungewöhnliches - Russland, Nordkorea, Türkei, Sudan. Mit dem Ausdermodekommen des Gottengnadentums braucht man ja auch als Diktator irgendein Fundament, von dem man seine Macht ableitet und das ist bei der AfD dann eben die schweigende Mehrheit und die wahren Deutschen.


  • Ich teile deinen Optimismus nicht und glaube auch nicht daran, dass es Pessismus ist, in Deutschland mittelfirstig ersteinmal nur noch schlechte Perspektiven zu sehen. Gar nicht mal, weil eine wirtschaftliche Transformation grundsätzlich unmöglich wäre, sondern weil das Land eben aus seinen Pfadabhängigkeiten nicht mehr herauskommen wird und daher das politische Kapital nicht aufbringen kann, um diese Transformationen anzustoßen.

    Der Begriff EEG Infrastruktur ist mir nicht geläufig. Meinst du damit Erneuerbare Energien?



  • Sind einige valide Punkted dabei, aber Uni war halt auch ein Scam. Bei uns hieß es, dass man studieren müsse, wenn man was werden wolle, aber das war einfach die Weisheit einer Generation, für die das noch galt. De facto hat das doch nur den Maßstab verschoben: Man braucht heute mehr Qualifikation als das jemals zuvor der Fall war. Mit mittlerer Reife in irgendeinen mittelständischen Betrieb reinzumarschieren und sagen, dass man Bock hat XYZ zu machen, reicht heute eben nicht mehr. Selbst mit Uniabschluss in “gefragten” Fachbereichen anzukommen, reicht ja schon nicht mehr. Es muss noch Arbeitserfahrung, private Projekte und leidenschaftliches Hobby dazukommen.

    Auch wenn du im Kern Recht hast: Millenials sind in Boomjahren großgeworden, aber viel von dem Boom war halt, grade in den letzten 20 Jahren, auf Kosten der Zukunft finanziert. Es kann also beides richtig sein: In Boomjahren groß geworden zu sein und keine mehr zu erleben.


  • Wenn man die Leute fragt, warum sie schlecht drauf sind, dann eher, weil es in der jüngeren Vergangenheit nicht gut gelaufen ist, und nicht, weil sie die Zukunft pessimistisch sähen.

    Oh Dude, wie sehr du dich irrst! Ich bin überzeugt davon, dass es in Deutschland wahrscheinlich steil, aber mindestens kontinuierlich bergab gehen wird. Wir haben eine beschissene Ausgangslage und die Rechtspopulisten haben einfach die kritische Masse erreicht, um das Land in eine permanente Abwärtsspirale zu drehen - Wirtschaft geht grad vor die Hunde, Leute sind unzufrieden und wählen scheiß Politik, Wirtschaft geht noch weiter bergab und den selben Song noch mal!

    Das Schiff wird auf Grund laufen und hat höchstens wieder die Chance Oberwasser zu bekommen, wenn die Boomer gestorben sind, aber selbst dann: die verheerende Zersiedelung, die sie angerichtet haben, wird auch das Jahrhundert nach ihrem Ableben noch entscheidend prägen. Man hätte vor 30 Jahren Weichen stellen müssen, die man erst in 30 Jahren wieder stellen können wird und dann werden nochmal 30 Jahre vergehen, bevor die Effekte eintreten.

    Ich erwarte nicht, dass Millenials noch eine große Boomzeit in Deutschland erleben werden.



  • Sorry, aber Lokführer als ausgebeutete Arbeiter darzustellen, ist schon wyld. Gibts unter Arbeitnehmern eine noch stärker organisierte und geschützte Berufsgruppe? Und es mag ja sein, dass du moralisch auf der richtigen Seite stehst, aber das ändert nichts daran, dass die Bahn nicht von heute auf morgen auf 10% der Zugführer verzichten kann, sondern Zeit braucht, sich darauf einzustellen - sei es durch Ausbildung, Rekruitierung, Automatisierung oder was auch immer. Ich heiße es nicht gut, dass es so ist, sondern stelle es lediglich fest.