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    1 year ago

    Es werden ja immer noch großteils Verbrenner verkauft, die auch noch gut und gerne 20 Jahre gefahren werden. So schnell werden wir also nicht alle elektrisch fahren.

    Und wenn ich in anderen Ländern fahre, die ein Tempolimit haben, dann fahren da die allermeisten nicht 20 drüber, sondern nach GPS ziemlich genau die Höchstgeschwindigkeit (also auf dem Tacho vielleicht 5-10 km/h drüber).

    Es gibt aber neben den reinen Spriteinsparungen bei Rasern noch andere Faktoren, die auch in früheren Studien nicht gut berücksichtigt wurden. Wenn die meisten mehr oder weniger die gleiche Geschwindigkeit fahren, ist der Verkehrsfluss deutlich besser und es muss weniger gebremst oder beschleunigt werden. Leute würden auch eher einen kürzeren Weg nehmen als einen Umweg über die Autobahn, nur um mit Tempo 230 nochmal zehn Minuten rauszuholen. Und letztendlich würden einige wenige vielleicht sogar mit der Bahn fahren, wenn der Zeitunterschied nicht so groß ist und die Bahn irgendwann mal klar kommt.

    Das alles wurde in neueren Studien berücksichtigt und da zeigt sich auch ein sehr deutlicher Nutzen des Tempolimits. Mehr dazu hier.

    Dazu kommt, dass das Tempolimit eine Maßnahme ist, die sehr gut erprobt ist (macht jedes andere Land auf der Erde) und dass es praktisch nichts kostet.

    Zum Thema Verbotspolitik vs. wirtschaftliche Anreize muss man halt auch sagen dass Verbote oft sozial verträglicher sind. Wenn man den Sprit z.B. durch eine CO2-Steuer so teuer macht, dass keiner mehr über 130 fahren will, dann können viele Leute einfach nicht mehr den Weg zur Arbeit bezahlen. Vor allem die, die sich vielleicht keine Wohnung im Münchener Zentrum leisten können, sondern weit außerhalb wohnen.

    Das gleiche mit den Förderprogrammen. Wenn der Staat den Austausch alter Heizungen durch Förderprogramme zum größten Teil übernimmt, dann kommt das Geld ja aus dem allgemeinen Steuertopf. Und da zahlen auch wieder Leute ein, die sich gar kein Eigenheim (mehr) leisten können. D.h. die alleinerziehende Krankenschwester (um mal das Klischee zu bedienen…) bezahlt von ihrem Gehalt deine oder meine neue Wärmepumpe, während der Vermieter sich weigert die alte Gasheizung auszutauschen und sie im Winter die Heizung runterdrehen muss, damit sie die Rechnung noch bezahlen kann.

    Eine aus meiner Sicht gute Lösung wäre eine spürbare CO2-Steuer, deren Einkünfte gleichmäßig an alle Bürger zurückgezahlt werden (=Klimageld). Da müssten dann zwar auch Leute die weniger verdienen deutlich mehr für Sprit und Gas bezahlen, aber sie würden das Geld wieder zurück bekommen oder könnten sogar profitieren, wenn sie sparsam sind. Das wären wirtschaftliche Anreize, die aber nicht zu größeren sozialen Verwerfungen führen dürften. Leider hat die FDP diese Idee blockiert.